München – Auf die Masche von „Lovescammern“ fallen jedes Jahr zahlreiche Menschen herein – sie werden zu Opfern von Liebesbetrügern im Internet. Die Behörden haben nun einen besonderen Fall öffentlich gemacht. In dessen Zentrum: „Die Rosenheim-Cops“.
Allein 2023 haben die Behörden in Bayern 450 Fälle von Liebesbetrug im Internet gezählt. Der Schaden: 5,3 Millionen Euro. Und das sei vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, weil viele Fälle nicht angezeigt werden – aus Scham der Opfer, wie Bayerns Justizminister Georg Eisenreich und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in München bei einer Veranstaltung im Justizpalast mitteilen.
► 2024 kam ein besonderer Fall dazu, in dessen Zentrum die beliebte ZDF-Serie „Die Rosenheim-Cops“ steht. Der Bürgermeister einer oberbayerischen Gemeinde hatte sich nämlich an Schauspieler Dieter Fischer (53) gewandt, der in der Serie als Kriminalhauptkommissar Anton Stadler zu sehen ist.
5,3 Mio. Euro Schaden 2023 in Bayern durch Online-Liebesbetrüger
Das Problem: Die Mutter des Bürgermeisters hatte jemandem, der sich auf Facebook als dessen Kollegen Igor Jeftić (spielt Kommissar Sven Hansen) ausgegeben hatte, Geld gegeben, insgesamt 35.000 Euro. Wer dahintersteckte, ist nach wie vor unklar.
Er sei „wirklich schockiert“ gewesen, sagt Jeftić. Schockiert, „weil es mit mir zu tun hatte und ich Angst hatte, dass ich beweisen muss, dass ich das nicht bin“. Er habe dann sogar mit der Frau gesprochen, die davon ausging, wochenlang mit ihm über Facebook geschrieben zu haben. „Bis zuletzt hat sie das nicht glauben können, dass ich das nicht bin.“
Kriminelle geben sich als Prominente aus, zocken Fans ab – Sie hackten sogar das Facebook-Konto des Schauspielers
Die Betrugsmasche ist laut Justiz nicht neu: In sozialen Medien und auf Dating-Seiten geben Kriminelle sich als wohlhabende Singles aus, als Ärzte oder ausländische Soldaten. Sie bauen Vertrauen zu ihren Opfern auf, manipulieren sie mit Liebesschwüren und bitten schließlich wegen einer angeblichen Notlage um Geld. Hinter den falschen Identitäten stecken meist Kriminelle in Callcentern. Oft in Nigeria, wo der moderne Heiratsschwindel – Love Scamming genannt – ein regelrechter Wirtschaftszweig ist. Meist ist das Geld unwiederbringlich weg. Immer öfter geben sich die Kriminellen inzwischen auch als Prominente aus, erklärten Eisenreich und Herrmann in München.
In Jeftićs Fall hackten die Kriminellen sogar sein echtes Facebook-Konto. Die ersten Sätze, die mit der Mutter des Bürgermeisters, die ein erklärter Fan der Serie ist, gewechselt wurden, stammten sogar noch von ihm. Doch dann schalteten sich offenbar Kriminelle ein und lockten die ältere Dame zu einem Messenger-Dienst.
In einem solchen Moment – wenn das virtuelle Gegenüber vorschlägt, auf einen Dienst wie Telegram zu wechseln – müsse man immer skeptisch werden, betont Eisenreich. Und wenn es dann um Geld gehe, müssten dann alle Alarmglocken läuten.