Mit der Identität der Rosenheim Cops wollen Kriminelle via Internet Kasse machen. Jetzt warnen die beliebten Schauspieler vor den Betrügern.
München – Früher hieß die Masche „Heiratsschwindel“ und lief über Zeitungs-Annoncen. Heute suchen sich „Love Scamer“ ihre Opfer im Internet: auf Dating-Apps oder Plattformen wie Facebook oder Instagram. Das Ziel ist damals wie heute das gleiche: Den Opfern möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen.
Dass dazu sogar die Identität von Prominenten angenommen wird, hat der Schauspieler Igor Jeftic selbst erfahren: Jetzt warnt der Kommissar der Rosenheim Cops mit seinem Kollegen Dieter Fischer vor den miesen Liebesbetrügern. Bei einer Pressekonferenz mit Justizminister Georg Eisenreich und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) in München unterstrichen sie, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein.
Rosenheim-Cop Igor Jeftic berichtet über Betrugsfall: Love-Scamer haut Seniorin übers Ohr
Was sonst passieren kann, hat sich im März in Polling (Landkreis Weilheim-Schongau) gezeigt. „Das ist eine üble Sache“, sagte Jeftic mit Blick auf die Abzocke einer 90-jährigen Frau. Seines Fans. Die Mutter des dortigen Bürgermeisters Martin Pape hat ihren Lieblingskommissar Igor Jeftic auf Facebook angeschrieben. Dann passiert das Unfassbare: Ein Love-Scamer hackt sich laut dem Schauspieler in den Chat. Der Betrüger schreibt an seiner Stelle mit der Seniorin, gewinnt ihr Vertrauen und wickelt sie ein. Als der falsche Rosenheim-Cop irgendwann von Geld-Problemen spricht und um Hilfe bittet, glaubt sie ihm. Die Seniorin verliert 35 000 Euro an einen Betrüger in Nigeria.
Liebes-Betrug im Internet: Über 450 Fälle führen allein in Bayern zu Schaden in Millionenhöhe
Damit ist sie nicht allein: Im vergangenen Jahr gab es 450 Fälle allein in Bayern. Schaden: 5,3 Millionen Euro, erklärte Herrmann und fügte an, dass die Dunkelziffer leider weitaus höher ist. „Schauen Sie genau hin, mit wem Sie online schreiben“, riet Justizminister Eisenreich. Ist der Kontakt wirklich realistisch? Schnell würden die Betrüger ihre Opfer auf den Schreib-Dienst Telegram umleiten. Spätestens an diesem Punkt gilt es, skeptisch zu sein. Genauso für den Fall, dass Zahlungen gefordert werden. „Wenn es plötzlich um Geld geht, müssen alle Alarmglocken klingen“, unterstrich der Minister.
Gemeinsam gegen Liebesbetrüger: (v.l.) Justizminister Georg Eisenreich, die Schauspieler Dieter Fischer und Igor Jeftic sowie Innenminister Joachim Herrmann. © Schmidt
„Folgen für die Opfer sind erheblich“ – Bayern will konsequent gegen Love-Scamer vorgehen
Die finanziellen Verluste seien das eine, die emotionalen Verletzungen das andere. „Die Folgen für die Opfer sind erheblich“, erklärte Eisenreich. Er hat auch deshalb die Zentralstelle Cybercrime, die bei der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg angesiedelt ist, in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut: 2017 gab es dort zwei Staatsanwälte, 2024 sind es bereits 25. Weitere Stellen sollen folgen.
Ein Vorgehen im Sinne von Innenminister Joachim Herrmann. Er unterstrich: „Bayern geht konsequent gegen diese perfide Form des Liebesbetrugs vor.“ Perfide deshalb, weil die Täter immer neue Methoden finden, um an die Ersparnisse der Opfer zu kommen. Beim Love Scam geben sie sich als Arzt, verwundeter Soldat oder einsamer Ingenieur auf einer Bohrinsel aus. Ziel der dann folgenden, inszenierten Liebesbeziehung: Eine emotionale Abhängigkeit zu schaffen, die die Opfer zahlungsbereit macht.
(Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.)
TV-Kommissar Dieter Fischer: Betroffene sollen direkt zur Polizei gehen
„Man denkt: Mir kann das nicht passieren“, sagte TV-Kommissar Dieter Fischer im Justizpalast. Und doch passiert es. Fischer riet allen Betroffenen, direkt zur Polizei zu gehen. Grund zur Scham gebe es nicht. „Sie sind ein Opfer.“ Fischer warnte zugleich vor der Abzocke durch Nachruf-Piraten, von der er und Kollegen der Rosenheim Cops betroffen sind. Dabei werden falsche Todesmeldungen und Nachrufe ins Internet gestellt.
Ziel: Die erschrockenen Fans klicken auf die Seiten, die Geld mit Werbeanzeigen machen. Allein von Fischer gebe es zehn falsche Todesmeldungen. In der neusten wird sein angeblicher Krebs-Tod vor 14 Tagen betrauert. Deshalb riet auch er, in der digitalen Welt immer sehr aufmerksam zu sein.