Es ist ein ganz normaler Tag im Kommissariat der Rosenheim-Cops, als plötzlich das Telefon schrillt. Am Apparat meldet sich ein aufgeregter Hermann Sauter, seine Stimme zittert vor Nervosität. Hastig berichtet er, dass er soeben in der Praxis seines Hausarztes, Dr. Erwin Buchner, gewesen sei – und dort eine entsetzliche Entdeckung gemacht habe: Dr. Buchner, sein langjähriger Arzt und Vertrauter, liege tot in seinem Behandlungszimmer.
Sauter klingt außer sich, stammelt Worte wie „Blut“, „kein Puls“ und „schrecklicher Anblick“. Für die diensthabenden Ermittler ist klar: Jede Sekunde zählt. Sofort machen sich Kommissar Korbinian Hofer und sein Kollege Sven Voß auf den Weg zum vermeintlichen Tatort. Die Fahrt verläuft in angespannter Stille – beide wissen, dass bei Todesfällen in medizinischen Einrichtungen oft besondere Sensibilität gefragt ist.
Als die Cops in der Praxis ankommen, erwarten sie jedoch nicht den Anblick, den Sauters Anruf vermuten ließ. Statt eines leblosen Körpers auf dem Boden finden sie einen sichtlich verwirrten und verletzten Hermann Sauter vor. Auf seiner Stirn prangt eine blutende Platzwunde, und seine Kleidung ist unordentlich, als hätte er einen Sturz oder gar eine Auseinandersetzung hinter sich.
Auf Nachfrage schildert Sauter, dass er, kurz nachdem er Dr. Buchner tot aufgefunden habe, plötzlich von hinten niedergeschlagen worden sei. Er habe den Angreifer nicht sehen können, könne also weder sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, noch irgendetwas zu dessen Aussehen berichten. Das Merkwürdigste an der Situation: Von der angeblichen Leiche des Arztes fehlt jede Spur.
Hofer und Voß tauschen einen misstrauischen Blick aus. Ein Toter, der sich in Luft aufgelöst hat? Das klingt mehr nach einem Fall für ein Märchenbuch als nach einem gewöhnlichen Mord. Dennoch gehen sie ihrer Pflicht nach: Sie sichern die Praxis, befragen die Nachbarschaft und versuchen, erste Spuren zu finden.
Schon bei der ersten Durchsuchung fallen einige Unstimmigkeiten auf. Im Behandlungsraum gibt es keinerlei Anzeichen für eine Leiche – kein Blut auf dem Boden, keine verschobenen Möbel, keine Spuren eines Kampfes. Nur ein umgestoßener Hocker und eine halb geleerte Kaffeetasse deuten darauf hin, dass kurz zuvor jemand anwesend gewesen sein könnte.
Sauters Verletzung dagegen ist echt, das bestätigen sowohl der hinzugezogene Rettungsdienst als auch ein späterer Arztbericht. Aber wie passt das zusammen? Wurde er tatsächlich von einem Unbekannten angegriffen – und wenn ja, warum? Und wo ist Dr. Buchner?
Die Ermittler beginnen, den Hintergrund des vermeintlich toten Arztes genauer unter die Lupe zu nehmen. Dr. Erwin Buchner ist in Rosenheim bekannt – nicht nur als gewissenhafter Mediziner, sondern auch als passionierter Segler, der jedes Jahr mehrere Wochen Urlaub am Gardasee verbringt. Von Feinden oder Streitigkeiten ist zunächst nichts bekannt. Doch schon bald finden Hofer und Voß heraus, dass Buchner vor Kurzem in einen heftigen Disput mit einem langjährigen Patienten geraten sein soll – und dieser Patient ist niemand anderes als Hermann Sauter.
Die Spurensicherung bringt währenddessen weitere Rätsel ans Licht: An der Eingangstür der Praxis gibt es keine Einbruchsspuren, alle Fenster sind von innen verschlossen, und in den Schränken fehlt nichts. Lediglich die Patientenkartei weist eine Lücke auf – genau die Akte von Hermann Sauter ist verschwunden.
Während Sauter im Krankenhaus seine Kopfverletzung behandeln lässt, verhören Hofer und Voß das Praxisteam von Dr. Buchner. Die Sprechstundenhilfe berichtet, dass der Arzt an diesem Morgen auffallend nervös gewirkt habe. Er habe wiederholt auf die Uhr gesehen und sogar einen geplanten Termin abgesagt – etwas, das sonst nie vorkam. Gegen Mittag habe er sie überraschend nach Hause geschickt, mit der Begründung, er müsse noch „etwas Wichtiges regeln“.
Eine weitere Wendung bringt schließlich eine Sichtung aus der Nachbarschaft: Eine Passantin will Dr. Buchner wenige Stunden nach dem angeblichen Fund der Leiche quicklebendig in der Nähe eines Parkplatzes gesehen haben – und er sei in ein fremdes Auto eingestiegen. Das wirft alles bisher Gedachte über den Haufen. Ist der Arzt tatsächlich tot, oder hat er seinen Tod inszeniert?
Je tiefer die Ermittler graben, desto mehr widersprüchliche Details tauchen auf. Sauters Geschichte weist Lücken auf: Er kann sich angeblich an kaum etwas erinnern, was nach dem Schlag auf seinen Kopf passiert ist, aber seltsamerweise weiß er genau, dass der Angreifer „große Hände“ hatte. Und warum ruft jemand die Polizei, meldet einen Toten – nur um dann selbst schwer verletzt am Tatort zu sein, ohne dass der Tote jemals gefunden wird?
Für Hofer und Voß steht fest: Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Entweder ist Hermann Sauter Opfer eines perfiden Plans geworden, oder er ist selbst Teil einer Täuschung, die nur auf den ersten Blick wie ein Mord aussieht. Die fehlende Leiche, die verschwundene Patientenakte und der mysteriöse Aufbruch Dr. Buchners könnten auf einen gut durchdachten Fluchtplan hindeuten – vielleicht sogar, um sich vor jemandem oder etwas zu verstecken.
Während die Ermittlungen weiterlaufen, geraten immer mehr Personen in den Fokus: ehemalige Patienten mit Groll, Geschäftspartner, die von Buchners plötzlichem Verschwinden profitieren könnten, und sogar Familienmitglieder, die seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm hatten. Jeder scheint ein mögliches Motiv zu haben – und jeder könnte wissen, wo Dr. Buchner ist.
Der Fall entwickelt sich für die Rosenheim-Cops zu einem ihrer rätselhaftesten: Kein Opfer, kein klarer Täter, nur ein verletzter Zeuge, der womöglich mehr weiß, als er zugibt. Doch eines ist klar: In Rosenheim gibt es keine Geheimnisse, die ewig verborgen bleiben – und Hofer und Voß sind fest entschlossen, auch dieses Puzzle Stück für Stück zusammenzusetzen.