Seit 27 Jahren ist Thomas Rühmann das Herzstück von In aller Freundschaft. Als Dr. Roland Heilmann hat er unzählige dramatische Wendungen durchlebt – vom Tod seiner Frau Pia bis hin zur fast vollständigen Erblindung nach einem Schuss. Doch nicht nur die Figur, sondern auch der Mann dahinter hat über die Jahre hinweg tiefgehende Verluste erlitten. In einem emotionalen Interview in der RBB-Sendung „Der Tag in Berlin & Brandenburg“ sprach Rühmann nun über die schmerzlichen Abschiede von Kollegen, die er durch den Tod verloren hat – und über die Frage, wie lange er selbst noch in der Serie bleiben wird.
Ein Rückblick voller Schmerz und Trauer – Wenn Kollegen zu Familie werden
Es ist ein Moment, der unter die Haut geht. Als Moderatorin Nadine Heidenreich eine Videobotschaft von Alexa Maria Surholt einspielt, wird die emotionale Verbindung zwischen den beiden Schauspielern deutlich. Seit der ersten Folge 1998 stehen sie gemeinsam vor der Kamera – Rühmann als Dr. Roland Heilmann, Surholt als intrigante Verwaltungschefin Sarah Marquardt. Doch was passiert, wenn einer von beiden plötzlich nicht mehr da ist?
Auf diese Frage reagiert Rühmann nachdenklich und mit seltener Offenheit: „Man würde hektisch miteinander telefonieren und würde das besprechen. Sie wäre ja nicht die Erste oder ich wäre auch nicht der Erste, der gehen muss.“
Ein leiser, aber bedeutsamer Satz, der nachhallt – besonders, als er kurz darauf die dunkleren Seiten des Serienlebens anspricht. „Wenn man so eine Serie macht und dann sterben uns die Kollegen dabei weg, das ist auch hart. Das war wirklich hart.“
Abschied von Hendrikje Fitz – Ein Schock, der die Serie erschütterte
Einer der wohl schwersten Verluste für das In aller Freundschaft-Ensemble war der Tod von Hendrikje Fitz im Jahr 2016. Die Schauspielerin verkörperte seit den Anfängen der Serie Pia Heilmann, die Ehefrau von Dr. Roland Heilmann. Für Rühmann war sie nicht nur eine Kollegin, sondern eine enge Vertraute.
„Der Abschied von Hendrikje hat uns alle tief getroffen“, erinnert sich Rühmann im Interview. „Sie war nicht nur eine fantastische Schauspielerin, sondern auch eine starke, warmherzige Frau.“
Fitz verstarb an Brustkrebs – dieselbe Erkrankung, gegen die sie in der Serie kämpfte. Für die Zuschauer war es ein schmerzhafter Schock, als Pia Heilmann nach langer Leidenszeit starb. Doch für Rühmann und das gesamte Team war es weit mehr als nur ein Drehbuch-Twist – es war ein echter, schmerzhafter Verlust.
Der Tod von Dieter Bellmann – Ein Mentor geht für immer
Nur ein Jahr später traf die Serie der nächste Schicksalsschlag: Dieter Bellmann, der als Professor Gert Simoni der väterliche Fels in der Brandung des Klinikums war, verstarb 2017. Bellmann war von Anfang an Teil des Ensembles und verkörperte nicht nur in der Serie, sondern auch hinter den Kulissen eine Art väterliche Figur.
Für Rühmann war Bellmann ein Mentor – ein Mann, der ihm in den frühen Jahren der Serie Orientierung gab. „Dieter hatte diese unglaubliche Präsenz“, erzählt Rühmann. „Wenn er einen Raum betrat, war es, als würde sich die Atmosphäre verändern. Sein Tod war ein großer Verlust – für uns alle.“
Ursula Karusseit – Der Abschied von einer Ikone
2019 dann der nächste Abschied: Ursula Karusseit, die als Charlotte Gauss die gute Seele der Serie war, verstarb im Alter von 79 Jahren. Ihre Rolle war ein Publikumsliebling – eine Frau, die stets einen weisen Rat parat hatte und die das Klinikum nicht nur als Krankenschwester, sondern auch als mütterliche Freundin prägte.
Rühmann beschreibt Karusseit als „eine Frau mit einer unglaublichen Lebensweisheit“. Für ihn war sie mehr als nur eine Kollegin – sie war eine Art Ersatzmutter, jemand, der immer ein offenes Ohr und ein warmes Herz hatte. „Ihr Lachen, ihre Art, uns alle zusammenzuhalten – das fehlt uns bis heute.“
Ein Leben für die Serie – Und wie lange noch?
Trotz all der Verluste bleibt Thomas Rühmann der Serie bis heute treu. Mehr als 1.000 Folgen hat er mittlerweile gedreht – und ein Ende ist nicht in Sicht. Doch wie lange kann er diesen emotionalen Kraftakt noch durchhalten?
Im Interview gibt er zu: „Natürlich denkt man manchmal darüber nach, wie lange man das noch machen will oder kann. Aber diese Serie ist mehr als nur ein Job. Es ist ein Teil meines Lebens.“
Die Zuschauer haben ihn in all den Jahren als Dr. Roland Heilmann erlebt – als liebenden Ehemann, als besorgten Vater, als Mann am Abgrund, der nach einem Flugzeugabsturz um sein Leben kämpfte und nach einem Kopfschuss fast erblindete.
Doch es sind nicht die dramatischen Storylines, die ihn halten – es sind die Menschen. „Wenn man so lange mit denselben Kollegen zusammenarbeitet, wird das Team zur Familie“, sagt er mit einem Anflug von Wehmut.
„In aller Freundschaft“ – Ein unvergängliches Erbe?
27 Jahre In aller Freundschaft – das bedeutet nicht nur Geschichten über Leben und Tod, über Liebe und Verrat, über Heilung und Verlust. Es bedeutet auch, ein Stück Fernsehgeschichte zu schreiben. Für Thomas Rühmann ist die Serie ein Anker in einer sich ständig verändernden Welt.
„Die Serie ist für viele Zuschauer eine Konstante – etwas, das immer da ist, auch wenn sich das Leben draußen verändert“, sagt er. „Und solange ich die Kraft habe, diese Geschichten zu erzählen, werde ich es tun.“
Doch die Verluste haben Spuren hinterlassen. Der Tod von Hendrikje Fitz, Dieter Bellmann und Ursula Karusseit hat gezeigt, dass auch die stärksten Figuren irgendwann gehen müssen. Was bleibt, sind die Erinnerungen – und die Hoffnung, dass die Serie auch in Zukunft ihre Botschaft von Freundschaft, Zusammenhalt und Menschlichkeit bewahren wird.
Thomas Rühmann wird weiterhin als Dr. Roland Heilmann über die Bildschirme flimmern – ein Arzt, der über all die Jahre hinweg nicht nur Patienten gerettet, sondern auch die Herzen der Zuschauer berührt hat. Doch die Frage bleibt: Wie lange kann ein Mann, der so viel verloren hat, noch die Kraft finden, weiterzumachen? Und was passiert, wenn auch Rühmann eines Tages Abschied nimmt?
Für die Fans bleibt nur die Hoffnung, dass dieser Tag noch in weiter Ferne liegt.